Morgendlicher Besuch bei Maxi
von Gertraud Griepke, 2021
Um sieben Uhr will Maxi, der cremefarbene Kater, fressen, um dann zu Hause in aller Ruhe auszuschlafen. Er kennt meine Schritte und kommt mit seinem geschmeidigen Gang auf mich zu. Seine blauen Augen fest auf mich gerichtet, auf hohen Beinen mit kräftigen Pfoten schreitet er wie ein Model auf dem Catwalk. Jetzt weiß ich, woher diese Bezeichnung kommt! So ein eleganter Kater! Wir kennen uns schon seit Jahren.
Fordernd zeigt mir Maxi seine Zuneigung.
„Schliess doch schneller auf!“, blitzt es aus seinen Augen, wenn ich zu lange mit dem Hausschlüssel hantiere.
„Streichle mich sofort! Noch vor dem Essen, wenn ich bitten darf! Aber mach es auch richtig!“
Er wälzt sich vor mir auf dem Boden, ich streichle ihn. Wenn ich es nicht richtig mache, werde ich geknufft. Seine Zähne sind in meiner Haut als Delle sichtbar.
Erst nach diesem Ritual geht er zu seinem Napf und frisst. Ich setze ich mich an den Tisch und lese das Besuchsprotokoll vom Vorabend. Alles ist gut. Als würde er hören, dass ich mit dem Schreiben beginne, kommt er angeschossen und springt mit einem Satz auf den Tisch, landet auf dem Papier und schubst mit seiner Schnauze den Kugelschreiber weg.
„Überflüssig, völlig überflüssig, diese Schreiberei!“, funkelt es aus seinen Augen. „Kümmere dich lieber um mich!“.
Ich sehe es ein und spende ihm ungeteilte Aufmerksamkeit. Als erstes erzähle ich ihm, wie es seinen Leuten im Urlaub geht. Er hört gerne zu, lässt sich streicheln und schnurrt. Dann wird gespielt. Die Maus ist an der Angel. Das Spiel ist wild aber dennoch so, dass weder Maxi noch ich uns verletzten. Irgendwann reicht es. Dann geht er wieder an den Futternapf, ich wechsle drinnen und draußen das Wasser, schaue nach den Blumen und warte. Wenn er sich nach dem Essen zu Putzen beginnt, ist es für mich Zeit, Notizen für die Abendschicht zu machen.
„Sie dürfen sich entfernen!“, scheint der König der Kater zu sagen.
„Bis morgen Maxi!“, sage ich leise und schließe die Haustüre.
Maxi ist versorgt.