Unsere ersten Catsitter
von Jana Böhm und Petra Schling, 2008
Ich bin Virendi, eine junge Katzendame, und hier erzähle ich Euch über meine ersten Erfahrungen mit den Catsittern.
Mein Freund Baghira und ich waren vor gut einem Jahr bei den neuen Menschen eingezogen. Das Leben war gut, wir hatten einen eigenen Ausgang und konnten jeden Tag raus in den Garten und zu den Nachbarn und fühlten uns wohl. Rausgehen ist uns sehr wichtig – in den ersten Wochen nach dem Umzug waren wir noch eingesperrt. Das ging gar nicht. Die Raufasertapete haben wir von den Wänden gekratzt – sooo langweilig war uns!
Und dann war alles anders – von einem Tag auf den anderen. Morgens ging unsere Katzenklappe nicht zur gewohnten Zeit auf. Baghira war schon total genervt und ballerte ständig mit der Vorderpfote dagegen. Unsere Menschen gaben uns Futter – ignorierten aber das Problem mit der defekten Katzenklappe. Und dann gingen sie – aber unsere Katzenklappe blieb zu! Uns blieb nichts weiter, als den Tag zu verschlafen. Am Abend - endlich! die Wohnungstür wurde aufgeschlossen. Aber irgendwie passte es nicht – andere Stimmen, andere Gerüche – fremde Menschen! Baghira freute sich trotzdem– er ist da nicht so wählerisch. Hauptsache Futter, spielen und vielleicht können die ja die Klappe öffnen. Ich bin sehr vorsichtig und habe mich lautlos versteckt. Ich bin auch sehr gut im unsichtbar machen. Menschen sehen mich nicht, wenn ich das nicht will.
Am nächsten Morgen und Abend kamen schon wieder diese Fremden. Die Klappe war immer noch zu und wir wollten sooo gerne raus. Baghira versuchte es weiter mit roher Gewalt und hämmerte gegen die Klappe. Ich dagegen schlüpfte abends unbemerkt in den Windfang am Eingang. Um nicht gesehen zu werden, sprang ich auf die Hutablage über den Menschenköpfen. Menschen schauen selten nach oben habe ich gelernt. Erfolg – sie ignorierten mich. Endlich Ruhe – Fremde weg, ich Hunger. Und aufs Klo musste ich auch. Aber – oh nein – der Windfang war zu nach beiden Seiten. Ich konnte nicht raus und nicht mehr in die Wohnung. Voll doof. Baghira hat all mein Futter gleich mit aufgefressen. Da kennt der nichts. Am folgenden Morgen kamen die Fremden schon wieder – ich erstarrte wieder vor Angst. Sie liefen an mir vorbei in die Wohnung. Dort liefen sie viel und lange herum und riefen meinen Namen. Aber dann haben sie mich entdeckt. Sie klaubten mich von der Hutablage und ich versteckte mich unterm Bett. Aber Klo und Futter waren wieder erreichbar – immerhin.
Die Fremden kamen immer wieder - morgens und abends. Ich hatte mich nun daran gewöhnt und machte mich nicht mehr unsichtbar. Aber raus wollte ich immer noch. An einem Tag machten die Fremden die Balkontür auf, zum Blumen gießen oder so. Und ich schlüpfte mit hinaus. Die dachten wohl: "Naja, der Balkon hat ja keinen Kontakt zum Boden." Aber da hatten sie meinen Freiheitsdrang und meine Kühnheit unterschätzt. Mit einem behänden Satz war ich im Garten und auf und davon. Naja, nicht auf und davon - nur hinterm Haus im Garten, musste mich ja auch erst mal orientieren.
Für die Fremden ein riesiger Schreck. Sie kamen zu mir in den Garten und taten ganz ruhig – aber ich konnte ihren Stress riechen! Menschen haben auch Stress? Wegen mir? Sie waren auf jeden Fall ganz nett zu mir und hatten nur gute Worte für mich – so ließ ich mich wieder aufnehmen und ins Haus tragen. Danach durfte ich leider nicht wieder mit auf den Balkon. Schade.
Letztlich waren die Catsitter ganz nett – Fremde sind es ja jetzt nicht mehr. Leider können sie keine Katzenklappen reparieren. Aber Dosen öffnen und Klos sauber machen und sogar den Leckerli-Vorrat haben sie gefunden. Trotzdem waren Baghira und ich sehr froh, als unsere Menschen zurück waren – eines Abends standen sie wieder im Windfang – ich bin sofort auf sie losgestürmt und habe sie begrüßt. Und am nächsten Morgen funktionierte auch endlich die Klappe wieder. Ende gut, alles gut!