Ortrud Wagner im Interview mit der RNZ zum Thema Katzenschutzverordnung:
Kommt jetzt die Katzenschutzverordnung?
Ausreichend Daten liegen vor – Gemeinderat entscheidet
Von Sarah Hinney
Die Städte Mannheim und Leimen haben es längst vorgemacht, möglicherweise bringt jetzt auch Heidelberg eine Katzenschutzverordnung auf den Weg. Auf Nachfrage teilte die Stadt mit: „Die Veterinärabteilung des Ordnungsamts geht davon aus, dem Gemeinderat im ersten Quartal einen Vorschlag für eine vollumfängliche Katzenschutzverordnung mit Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für Freigängerkatzen unterbreiten zu können.“ Diskutiert wird das Thema seit Jahren, im Juli 2023 wurde extra eine Arbeitsgemeinschaft Katze gegründet. Damals hieß es, dass es an belastbaren Daten über die Zahl wild lebender Katzen im Stadtgebiet für die Einführung einer Verordnung fehle. Die Daten liegen nun vor. Laut Stadt sammelt die Veterinärabteilung des Ordnungsamtes bereits seit 2021 mithilfe von Tierschutzvereinen, dem Tierheim und freiwilligen Helfern Zahlen. Eine dieser freiwilligen Helferinnen ist Ortrud Wagner. Die RNZ traf die Tierschützerin, die auch Mitglied im Verein Catsitters ist, im Frühjahr in Kirchheim, denn in den Gärten rund um den dortigen Friedhof leben zahllose Streuner. Wagner kümmert sich seit dem Jahr 2022 um die Tiere. Seit Beginn ihres Engagements habe sie rund 100 Katzen eingefangen und kastrieren lassen, berichtete Wagner jetzt. Sie führt darüber sorgfältig Buch. Ende Oktober hat sie diese Zahlen an die Stadt übermittelt. Laut Stadt ist der Erlass einer Katzenschutzverordnung an enge Voraussetzungen des Tierschutzgesetzes gebunden. Eine Verordnung sei nur dann zulässig, wenn im Stadtgebiet hohe Populationen frei lebender Katzen mit schlechtem Ernährungs- und Gesundheitszustand vorhanden sind – und sämtliche andere geeignete Maßnahmen, also das Einfangen- Kastrieren-Freisetzen keinen maßgeblichen Erfolg bringen, die Population also nicht kleiner wird. Rund um den Kirchheimer Friedhof ist das der Fall. „Allein in den letzten zwei Wochen waren es wieder zehn Tiere“, berichtet Wagner. Auch die Stadt teilt nun mit: „Inzwischen liegen ausreichend Anhaltspunkte dafür vor, dass Maßnahmen auf freiwilliger Basis nicht mehr ausreichen, um die Anzahl frei lebender Katzen auf gleichbleibendem Niveau zu halten.“ Die Katzenschutzverordnung beinhaltet, dass Katzen, die Besitzer haben und Freigang erhalten, kastriert und gekennzeichnet werden müssen. Die Verordnung allein löst das Problem aber noch nicht. „Es braucht auch jemanden, der das kontrolliert“, betont Wagner. Allerdings besagt die Verordnung auch, dass Katzenschützer die Tiere einfacher einfangen und kastrieren lassen können. „Die Tiere müssten dann nicht so lange im Tierheim bleiben. Es wäre toll, wenn ich mit meiner Statistik da etwas erreicht hätte“, so Wagner. Ob es zur Umsetzung kommt, liegt nun am Gemeinderat. Und bis dahin kann Ortrud Wagner nur weitermachen, die Tiere einfangen, kastrieren lassen und füttern, denn viele der frei lebenden Katzen sind schlecht ernährt. Nach wie vor sucht die Tierschützerin deshalb auch eine geeignete Stelle für einen Futterplatz in der Nähe des Friedhofs. Sie und ihre Mitstreiter haben außerdem eine Arbeitsgruppe gegründet. Sie trifft sich jeweils dienstags um 15 Uhr im Café Bohne, Glatzer Straße 31, in Kirchheim. Neue Mitglieder sind willkommen. Info: Wer Kontakt zu Ortrud Wagner aufnehmen möchte, kann sich bei ihr auch unter Telefon 0151 / 56156265 melden.
© Rhein-Neckar Zeitung | Heidelberger Nachrichten | HEIDELBERG Donnerstag, 27. November 2025